Digitales Arbeiten in den Geisteswissenschaften stärken – wissenschaftliche Begleitforschung in DARIAH-DE

Gnadt, Timo
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
gnadt@sub.uni-goettingen.de

Stiller, Juliane
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Deutschland
jstiller@mpiwg-berlin.mpg.de

Thoden, Klaus
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Deutschland
kthoden@mpiwg-berlin.mpg.de

Inhalt

DARIAH bietet eine soziale und technische Forschungsinfrastruktur für digital arbeitende Geistes- und KulturwissenschaftlerInnen. Der deutsche Partner DARIAH-DE befasst sich neben konzeptionellen technischen und fachlichen Entwicklungen unter anderem mit wissenschaftlicher Begleitforschung. Dies bedeutet im konkreten Fall der 2016 endenden zweiten Förderphase von DARIAH-DE die Erforschung von Nutzerverhalten und -erwartungen, Aspekten der Usability sowie Impactfaktoren und Erfolgskriterien bei digitalen Werkzeugen und Forschungsinfrastrukturen in den Geisteswissenschaften.

Als Voraussetzung für die strukturierte Erforschung des Nutzerverhaltens wurde in DARIAH-DE ein Modell des geistes- und kulturwissenschaftlichen Forschungsprozess erstellt, dessen Phasen bestimmte Arbeitsschritte umfassen. Die wissenschaftliche Begleitforschung konzentrierte sich im Folgenden darauf, die zur Abdeckung dieser Arbeitsschritte erforderlichen digitalen Tools bzw. die in dieser Hinsicht noch bestehenden Lücken zu identifizieren. Dies wurde u. a. durch eine breit angelegte Umfrage unter FachwissenschaftlerInnen realisiert. Die Auswertungen und Ergebnisse dieser Umfrage dienen dazu, die Erwartungen der AnwenderInnen an die Forschungsinfrastruktur aufzufangen und noch besser umzusetzen. So galt es zu verstehen, warum bestimmte digitale Tools häufig eingesetzt werden und andere weitestgehend ungenutzt bleiben. Darüber hinaus sollten Lücken in der Abdeckung des geisteswissenschaftlichen Forschungsprozesses durch digitale Dienstleistungen und Tools aufgedeckt und Erwartungen der NutzerInnen an digitale Tools strukturierter erfasst werden. Das übergeordnete Ziel dieser Arbeiten ist eine bessere Integration von Software in den geisteswissenschaftlichen Forschungsprozess.

Unerlässlich für die Akzeptanz von Tools ist deren Bedienbarkeit und Nützlichkeit beim Ausführen bestimmter wissenschaftlicher Tätigkeiten. Hierzu zählt unter anderem auch der durch eine gewisse visuelle und funktionale Vereinheitlichung erreichbare Wiedererkennungswert, welcher sowohl einen Grad von Vertrautheit wie auch eine verbesserte Erlernbarkeit neuer Tools und Funktionen schafft. Um einen Mindeststandard für die Anforderungen an geisteswissenschaftliche Tools in der DARIAH-Infrastruktur zu setzen, wurde ein Style Guide zur Steigerung der Usability der angebotenen Dienste und der Umsetzung gewisser Qualitätsstandards erarbeitet (cf. Romanello et al. 2015). Dieser Styleguide umfasst verschiedene Aspekte, die von lizenzrechtlichen Bedingungen, über ausreichende Dokumentation des Tools bis hin zu erforderlichen Funktionen (z. B. Export) reichen. Das Ziel dieses Teils der wissenschaftlichen Begleitforschung in DARIAH-DE ist es, Tools, die oft unabhängig voneinander entwickelt wurden, in eine gemeinsame Forschungsinfrastruktur überführen zu können und diese Überführung auch den NutzerInnen sichtbar zu machen. Zu diesem Zweck war es auch erforderlich, die Vorteile einer solchen Integration gegenüber den erforderlichen Aufwänden herauszuarbeiten und sowohl den NutzerInnen wie auch den Diensteanbietern anschaulich zu machen.

Ein zentrales Ergebnis der wissenschaftlichen Begleitforschung bildet der erarbeitete Katalog von Erfolgskriterien, der viele Aspekte der Nutzeranforderungen an Tools und auch deren Qualitätsmerkmale wieder aufgreift. Der Katalog basiert sowohl auf von DARIAH-DE durchgeführten Umfragen unter verschiedenen Stakeholdergruppen als auch auf vorangegangen Analysen und Modellen, wie z. B. dem 2014 abgeschlossenen DFG-Projekt zu Erfolgskriterien virtueller Forschungsumgebungen (Buddenbohm et al. 2014). Konkret wurden hierbei die zusammengetragenen möglichen Kriterien wie von Buddenbohm et al. (2014) vorgeschlagen zur Erstellung eines disziplinspezifischen Katalogs verwendet, indem die für die jeweiligen Stakeholdergruppen in den Geisteswissenschaften relevanten Eigenschaften abgefragt bzw. bewertet wurden.

Hierbei wurden folgende Stakeholdergruppen unterschieden:

  1. DH-Anwender/Nutzer, vorwiegend “digital affine”, d. h. mit digitalen Tools bzw. Methoden vertraute GeisteswissenschaftlerInnen
  2. Dienste-Entwickler, insbesondere Software-EntwicklerInnen und InformatikerInnen innerhalb von Infrastrukturen
  3. Diensteanbieter, also Infrastrukturdienstleister wie Rechenzentren, Bibliotheken etc.
  4. Fördererinstitutionen

Die über Umfragen erhaltenen Ergebnisse wurden nach diesen Gruppen aufgeschlüsselt und analysiert, um verschiedene Schwerpunkte und Ausprägungen von Kriterien herauszuarbeiten. Somit wird einerseits den jeweiligen Stakeholdern ein Überblick über die innerhalb der eigenen Gruppe bestehenden Anforderungen gegeben, andererseits aber auch deren Perspektive für die anderen Gruppen geöffnet. Hierdurch soll ein nachhaltiger Austausch angestoßen werden, um letztendlich eine höhere Effektivität von Entwicklungs-, Angebots- und Förderungsprozessen zu bewirken.

Der geplante Posterbeitrag stellt die Ergebnisse in den genannten drei Bereichen Nutzeranforderungen, Usability und Erfolgskriterien dar und zeigt hierbei mögliche Konsequenzen sowohl für Dienste-Entwickler und Anbieter, als auch für Fördererinstitutionen auf.

Appendix A

Bibliographie
  1. Buddenbohm, Stefan / Enke, Harry / Hofmann, Matthias / Klar, Jochen / Neuroth, Heike / Schwiegelshohn, Uwe (2014): Erfolgskriterien für den Aufbau und nachhaltigen Betrieb Virtueller Forschungsumgebungen. DARIAH-DE Working Papers Nr. 7. Göttingen: DARIAH-DE.
  2. Romanello, Matteo / Stiller, Juliane / Thoden, Klaus (2015): Usability Criteria for External Requests of Collaboration (R 1.2.2/R 7.5). DARIAH-DE Aufbau von Forschungsinfrastrukturen für die eHumanities. DARIAH-DE https://wiki.de.dariah.eu/download/attachments/14651583/R1.2.2_Usability_Criteria_for_External_Requests_of_ Collaboration.pdf [letzter Zugriff 15. Oktober 2015].