Seit 2014 arbeitet das Projekt „Repositorium Steirisches Wissenschaftserbe“ an der digitalen Erschließung, Archivierung und Veröffentlichung von für den Regionalraum Steiermark bedeutsamem Quellenmaterial. Das Projekt vereint nicht nur zahlreiche Konsortialpartner sondern auch unterschiedliche Quellengattungen, von Museumsobjekten, über Handschriften, bis zu Postkarten oder historischen Glasdias. Die homogene Beschreibung dieser Mischung aus objekt-, bild- und textzentrierten Ressourcen ist eine Herausforderung. Das Poster zeigt die ersten Zwischenergebnisse des Projektes. Dabei wird nicht nur der Kernteil der digitalen Erschließung, Langzeitarchivierung und Dissemination vorgestellt, sondern auch Aspekte, denen im Vorhinein oft weniger Beachtung geschenkt wird, die aber für einen erfolgreichen Projektverlauf ebenso zentral sind.
In einem ersten Schritt wurden disziplinenspezifische Fragestellungen an Einzelbestände eruiert, sowie die Funktionalitäten der geplanten gemeinsamen Webplattform und die dafür benötigten Daten mit den Partnern festgelegt. Als größte Herausforderung aus der Sicht der Digital Humanities ergab sich dabei die Homogenisierung der Metadaten: Die Inhalte der unterschiedlichen Objekttypen werden im Projekt zunächst mit domänenspezifischen und international anerkannten XML-Metadatenstandards (etwa TEI, LIDO, EAD) beschrieben. Die Datenerfassung und Erschließung erfolgt dabei nach eigens entworfenen bestands- und disziplinenübergreifenden Richtlinien, um eine möglichst konsistente Datenbasis zu schaffen. Das umfasst auch die Verwendung von kontrollierten Vokabularien und Thesauri (z. B. Geonames, AAT, GND) für die semantische Anreicherung der Quellen. Für das gemeinsame Portal werden aus dieser Datenbasis festgelegte Metadaten-Kernkategorien (Person, Ort, Zeit, Objekttyp, Medientyp und Kurzbeschreibung) extrahiert und auf Dublin Core und Europeana Data Model-Kategorien gemappt. Dieser Ansatz soll der Diversität der Quellen Rechnung tragen und eine qualitativ hochwertige Einzelbeschreibung mit generischen Beschreibungskategorien verbinden, die die Grundlage für einen gemeinsamen Suchraum bilden. Die Langzeitarchivierung der digitalen Forschungsdaten erfolgt in bereits vorhandenen institutionellen Repositorien der universitären Partner. 1
Kooperationen zwischen Universitäten und Gedächtnisinstitutionen sind oft schwierig formal abzusichern. Neben der inhaltlichen Bereitschaft zur Partnerschaft müssen sich alle Beteiligten zunächst auch auf ein gemeinsames Geschäftsmodell einigen. Während an den wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen immer mehr auf Open Access gesetzt wird, sind Gedächtnisinstitutionen traditionell stärker auf persönliche BesucherInnen fokussiert, und sehen die Onlinepräsentation ihrer Sammlungen als potentielle Konkurrenz zu analogen Ausstellungen. Da die meisten Partnerinstitutionen öffentlich gefördert werden und öffentliches Gut verwahren, ist ein freier Zugang zu den Online-Ressourcen jedoch wünschenswert. In das entstehende gemeinsame Projektportal werden daher per Definition nur kostenfrei zugängliche digitale Objekte aufgenommen.
Doch nicht nur finanzielle Interessen können für einen beschränkten Zugang zu Ressourcen verantwortlich sein sondern auch rechtliche Aspekte. Archive müssen gesetzliche Sperrfristen beachten, Fragen des Datenschutzes sowie Persönlichkeitsrechtes spielen oft bei Korrespondenzen und Bildsammlungen eine Rolle. Selbstverständlich müssen alle Institutionen auf die Urheberrechte der WerkschöpferIn Rücksicht nehmen.
Während fachlich-inhaltliche Nachhaltigkeit durch bereits vorhandene Infrastruktur und entsprechendes Know-How bei den jeweiligen Partnern relativ mühelos umgesetzt werden kann, ist finanzielle und organisatorische Nachhaltigkeit schwieriger sicherzustellen. Gerade bei institutionsübergreifenden Projekten mit begrenzter Laufzeit stellt dies ein Problem dar. In diesem Fall kann die Projektarbeit nur als Anschubfinanzierung für den Aufbau einer Infrastruktur und von Arbeitsabläufen verstanden werden, die darauffolgend in den Regelbetrieb übergehen sollten.
Differenzen zwischen Wissenschafts- und Gedächtnisinstitutionen können nur durch kontinuierliche Gespräche überbrückt, Ziele und Lösungsansätze nur gemeinsam erarbeitet und umgesetzt werden. Spezielle Begrifflichkeiten, die auf divergierende disziplinäre Hintergründe zurückzuführen sind, sind von Beginn an explizit zu machen. Vorstellungen und Erwartungen bezüglich des Projekt-Ergebnisses oder der visuellen Umsetzung unterscheiden sich häufig gravierend. Das zentrale Augenmerk der Digital Humanities muss hier auf der Vermittlerrolle liegen: Die Kommunikation mit den unterschiedlichen Institutionen, Disziplinen und FachwissenschaftlerInnen erfordert oft Fingerspitzengefühl, da nicht nur die Kooperation selbst hinterfragt wird, sondern auch die Vorteile der digitalen Komponente des Projektes.
Speziell in den Geisteswissenschaften darf nicht vergessen werden, dass viele der zentralen Forschungsobjekte in BAM-Institutionen gepflegt und aufbewahrt werden. Unter diesem Gesichtspunkt ist die enge Kooperation zwischen der (digitalen) Wissenschaft und den Gedächtnisinstitutionen nicht nur wünschenswert sondern unabdinglich. Die inhaltliche, organisatorische und technische Vernetzung birgt Synergien, die im Idealfall über den begrenzten Zeitraum eines Projektes hinausgehen und in nachhaltigere Formen der Kooperation überführt werden. Beide Bereiche profitieren von dieser Zusammenarbeit und können damit nicht zuletzt der Öffentlichkeit auch einen Teil der eigenen Geschichte und Kultur besser vermitteln und zugänglich machen.
Nachdem im ersten Projektabschnitt die Grundlagen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit gelegt und die Daten der Partner nach den festgelegten Richtlinien erfasst und angereichert wurden, folgt in der nächsten Phase die technische Umsetzung der Projektplattform und des Suchportals.